Deutscher Schulschiff-Verein e.V.

Die Gründung

In der Gründung des Deutschen Schulschiff-Vereins am 12. Januar 1900 in dem Berliner Hotel „Continental“ spiegelt sich die große wirtschaftliche aber auch politische Bedeutung, die die Handelsschifffahrt im Wilhelminischen Kaiserreich erlangt hatte. Die 227 Gründungsmitglieder repräsentierten die Spitze der deutschen Wirtschaft ebenso wie den maritim orientierten Hochadel. Mitglieder der Familien Siemens, Borsig, Underberg, Guilleaume, Boveri, Hoesch und Faber-Castell gehörten dazu, wie auch Vertreter der kaiserlichen Familie der Hohenzollern, der Fürsten von Thurn und Taxis und der Großherzog Friedrich August von Oldenburg. Dieser übernahm die Rolle des Protektors für den Deutschen Schulschiff-Verein. Die führenden deutschen Reedereien waren beteiligt und auch die Senate der Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck. Kaiser Wilhelm II. stiftete persönlich 5.000 Mark. Der Jahresbeitrag betrug 200 Mark. Es waren Goldmark.

Erster geschäftsführender Vorsitzender des Vereins wurde Graf von Roedern, der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Reeder. Der Direktor der Seefahrtsschule Bremen , Prof. Dr. Schilling, war zweiter geschäftsführender Vorsitzender. Die Geschäftsstelle des Vereins wurde in Bremen eingerichtet. Mit Rücksicht auf die Rolle des Gründungsprotektors, des Großherzogs von Oldenburg, wurde Oldenburg der Heimathafen der Schiffe des Deutschen Schulschiff-Vereins, die Liegeplätze befanden sich in Elsfleth.

Die Schiffe

Die Gründungsmitglieder des Deutschen Schulschiff-Vereins waren der Meinung, dass eine umfassende seemännische Ausbildung nur auf Segelschiffen erfolgen könne. Im Jahre 1901 wurde als erstes das Vollschiff, die „Großherzogin Elisabeth“ in Dienst gestellt. 1910 folgte ein weiteres Dreimast-Vollschiff, die „Prinzess Eitel Friedrich“. Im Jahre 1914 folgte die Dreimast-Bark „Großherzog Friedrich August“ und 1927 das Dreimast-Vollschiff „Schulschiff Deutschland“. Nach dem Ersten Weltkrieg mussten die „Prinzess Eitel Friedrich“ und die „Großherzog Friedrich August“ als Reparationsleistung abgegeben werden. Die „Prinzess Eitel Friedrich“ ist noch erhalten. Sie ist an den polnischen Staat gegangen und liegt unter dem Namen „Dar Pomorza“ als Museumsschiff in Gdynia (Gdingen). Die „Großherzog Friedrich August“ gelangte über England nach Norwegen. Als „Staatsraad Lehmkuhl“ wird sie nach wie vor als Ausbildungsschiff genutzt und nimmt kontinuierlich an Großseglertreffen teil. Die „Großherzogin Elisabeth“ musste nach dem Zweiten Weltkrieg abgegeben werden. Sie liegt heute als Museumsschiff „Duchesse Anne“ in Dünkirchen.
Ein weiteres, im Jahre 1928 in Dienst gestelltes Schiff, die „Schulschiff Pommern“, geriet wenige Monate nach der Indienststellung in einen Orkan und musste abgewrackt werden.

Aus der stolzen Flotte des Deutschen Schulschiff-Vereins ist nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland nur die „Schulschiff Deutschland“ übriggeblieben. Dies ist dem Geschick der Schiffsführung bei Kriegsende und glücklichen politischen Umständen zu verdanken. Bei Kriegsende diente „Schulschiff Deutschland“ als Lazarettschiff in der Lübecker Bucht. Sie wurde dann nach Cuxhaven überführt und zur Unterbringung von deutschen Kriegsgefangenen genutzt, die zur Minenräumung eingesetzt wurden. Ab März 1949 bis März 1950 diente die „Schulschiff Deutschland” als Jugendherberge für Bremen, mit dem Liegeplatz im Europahafen. Die erste Ausbildung von Schiffsjungen nach dem Zweiten Weltkrieg begann am 1. April 1952.
Von da an bis 1998 war die “Schulschiff Deutschland” Ausbildungsstätte und Schule für mehr als 10.000 deutscher Seeleute.

Die Ausbildung

Das Ziel der Ausbildung, wie es in der Vereinssatzung des Jahres 1900 festgelegt wurde, bestand darin, die Zöglinge zu tüchtigen Seeleuten zu erziehen. Das konnte nach damaliger Auffassung nur durch eine harte Ausbildung auf einem Segelschiff gelingen. Die Schiffe des Deutschen Schulschiff-Vereins boten neben der Stammbesatzung zwischen 140 und 200 Zöglingen einen Ausbildungsplatz. Als Ausbildungsbetrag hatten die Eltern der Zöglinge 250 Mark zu zahlen. Davon waren 120 Mark für zweckmäßige Kleidung bestimmt. Vorrangiges Ziel des Vereins war es, geeigneten seemännischen Nachwuchs für die Handelsschiffahrt zu gewinnen.
Für die Familien, die den Ausbildungsbetrag nicht aufbringen konnten, gab es auch Stipendien.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand die Ausbildung auf der „Schulschiff Deutschland“ nur noch stationär statt. Ausbildungsreisen wurden nicht mehr unternommen.

Schulschiff Deutschland – ein Denkmal von nationaler Bedeutung

1994 wurde die „Schulschiff Deutschland“ unter Denkmalschutz gestellt. Es ist ein Denkmal von nationaler Bedeutung. Seit 1996 hat „Schulschiff Deutschland“ seinen Liegeplatz an der Mündung der Lesum in die Weser in Vegesack. Das ist ein Standort mit großer Tradition. Hier befand sich die bedeutende Schiffswerft von Johann Lange, dem Vorläufer des Bremer Vulkan. Vegesack ist der älteste künstliche Hafen an der deutschen Küste, einer der Gründer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger war der Lehrer an der Vegesacker Seefahrtsschule, Adolph Bernpohl.

Heute wird nur noch die “Schulschiff Deutschland” vom Deutschen Schulschiff-Verein e.V. unterhalten und erhalten. Die Aufgaben haben sich allerdings geändert. Heute gilt es, das letzte verbliebene Vollschiff als maritimes Kulturdenkmal der Nachwelt zu erhalten.

Auszug aus der Satzung:

§ 1 Name und Zweck des Vereins
Der Deutsche Schulschiff-Verein (DSV) verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts ‘Steuerbegünstigte Zwecke’ der Abgabenordnung.

Er hat den Zweck:
– Junge Seeleute heranzubilden, um dadurch tüchtigen -Nachwuchs zu fördern
– das unter Denkmalschutz stehende letzte deutsche Vollschiff
“Schulschiff Deutschland” zu pflegen und zu erhalten
– Seefahrtstradition und maritimes Brauchtum zu bewahren und zu fördern.

Text-Quellen/Recherche:
Gerhard Eckardt – Die Segelschiffe des Deutschen Schulschiff-Vereins
Hans Georg Prager – Schulschiff Deutschland

Schulschiff Deutschland –
“Weißer Schwan der
Unterweser”

Hans Georg Prager