Werftaufenthalt 2014

Schiffsbetriebsmeister Ingo Müller-Fellmett war es gelungen, ein Stromaggregat zu organisieren, damit auch während der Überfahrt Strom zur Verfügung steht, unter anderem auch für die Winde auf dem Achterdeck zum Durchsetzen der Festmacher – nur per Hand wird das Knochenarbeit.
Morgens ab 6 Uhr wurde das Stromaggregat mit einem Autokran an Bord gehievt. Schwierig wegen der vielen Leinen, Stagen und Wanten, welche überall im Wege sind – es war eine Zentimeterarbeit.

Um zu gewährleisten, daß beim Verholen in die Werft nach Bremerhaven alles klappt, kam gegen 10.00 Uhr die Crew an Bord – bestehend aus freiwilligen Helfern, Ehemaligen und dem Bordpersonal.
Erst einmal gab es eine theoretische Einweisung des Schiffsbetriebsmeisters (früher der Bootsmann) fürs An- und Ablegen.
Zum Ablegen müssen natürlich auch alle Einrichtungen Land/Schiff gekappt werden.
Dazu zählen alle Ver- und Entsorgungseinrichtungen wie z.B. Elektrizität, Wasser und Fäkalien.
Danach folgten einige praktische Leinenmanöver zum An- und Ablegen, damit auch alles klappt.

Doch dann kam gegen 11.00 Uhr die Meldung einer erneuten Terminverschiebung zum Verholen des Schiffes.
Grund: Die Wetterlage. Prognose “Böen bis Windstärke 9”. Geschleppt werden darf nur bis Windstärke 6.
Neuer Termin: jetzt 23. Oktober

“Sturm vereitelt Fahrt des Schulschiffs”

Die Hühnersuppe hat aber trotzdem allen gut geschmeckt.

“Schulschiff Deutschland” verholt nach Bremerhaven zum Werftaufenthalt

Endlich klappt es doch. Das Wetter ist gut, wenig Wind, es ist trocken, ca. 12 Grad.

Um 8.00 Uhr ist die 16-köpfige ehrenamtliche Crew komplett an Bord. Es kann losgehen.
Nach der Einweisung durch den Schiffsbetriebsmeister Ingo Müller-Fellmett folgt die Einteilung für die erforderlichen Arbeiten beim An- und Ablegen.

Nun erst mal frühstücken. Liebevoll vor- und zubereitet durch das Bord-Küchenpersonal, gab es Kaffee, Tee, belegte Brötchen, Obst, Beilagen etc.

Die letzten Gäste treffen ein – Vertreter der Medien und die Gewinner des Weser-Kurier-Gewinnspiels „Eine Mitfahrt zur Werft nach Bremerhaven”.

Danach Kappen (Trennen) der Versorgungsleitungen von Land.
Die Schlepper der URAG-Reederei werden für ca. 12.30 Uhr erwartet. Schlepper „Blumenthal” zieht das antriebslose „Schulschiff Deutschland”, Schlepper „Grohn” hält das Schiff nach achtern im Fahrwasser, zur Stabilisierung und als Ruder, zum Kurs halten (das Ruder auf dem Schulschiff wurde festgesetzt).
Schiffsführung: Kapitän Reiner Schumacher der Schlepperreederei URAG als „Head of Port Operations” und Lotse Roland Wegner als Weserlotse.

13.15 Uhr: Die Verbindung der Schleppleinen zu den beiden Schleppern wird hergestellt. Die Bordcrew holt die Festmacher ein. Ein anstrengendes Manöver, da die schweren Festmacher aus Stahl manuell an Deck eingeholt werden müssen. Zunächst klappte alles sehr gut.
Leider touchierte dann doch die „Schulschiff Deutschland” mit den Steuerbord-Dalben. Die Brassbäume und das Tauwerk verhakten sich kurz und kräftig – Schlepper „Grohn” konnte das Schulschiff nicht auf Kurs halten, da er kurzfristig auf Grund festsaß. Aber bis auf ein paar Schrammen gab es, zur Beruhigung von Schiffsbetriebsmeister Ingo Müller-Fellmett, keine weiteren Schäden.

13.30 Uhr Abgelegt
Mit 5 bis 8 Knoten (ca. 15 km/Std.) ging es nun weserabwärts nach Bremerhaven. Unterwegs begleitet durch viele Grüsse von den Leuten am Ufer und den vorbeifahrenden Schiffen.

Nun war Zeit und Gelegenheit zum Mittagessen – Backen und Banken genannt – es gab „Chili con carne”, lecker zubereitet von den Küchenperlen Marita und Manfred Fehring. Danach Erzählen und Fachsimpeln. Auf Höhe Elsfleth schwingt Bordcrewmitglied “Wilfried” die Flagge des Segelclubs Elsfleth und grüßt seine Vereinskollegen.
Später gab es dann auch noch Kaffee und Kuchen.

Die letzten Seemeilen begleitete uns der Seenotrettungskreuzer “Hannes Glogner” der DGzRS.

Bremerhaven kam in Sicht. Bei Geestemünde querab kommt der Hafenlotse an Bord.

Neue Mitteilung: Bei dem zur Zeit herrschendem Wind und der Strömung der Weser von ca. 3 Knoten, können die Schlepper das Schulschiff nicht mehr sicher halten. Es besteht die Gefahr, daß der Schleppverband in die Molen getrieben wird. Darum – das Schleusen in den Fischereihafen wird verschoben.
Anlegen jetzt an den Schwimmpontons der Seebäderkaje von Bremerhaven.

Wenig später folgt das Anlegemanöver. Alle Festmacher werden ausgebracht und belegt.
Die Mannschaft des Rettungskreuzers unterstützt das Festmachen des Schiffes von Land aus.

Um 18.00 Uhr ist „Segelschulschiff Deutschland” fest am Schwimmponton der Seebäderkaje.

Es gibt noch ein dickes Lob des Schiffsbetriebsmeisters für die Crew und dann ist Feierabend.

Die Bordgäste und die Medienvertreter verlassen das Schiff.

Das Abendessen ist, wie zuvor schon die anderen Mahlzeiten, wieder mal Spitze.
Noch mal ein Lob an die Küche!
Danach gemütliches Beisammensein der Bordcrew. Etwas später ging´s ab in die Koje – man hatte ja auch viel geleistet!

Um 10.30 werden die Schlepper erwartet.
10.40 Uhr – Die Schleppleinen sind mit den beiden Schleppern verbunden. Jeweils zwei Festmacher (die schweren Stahlseile) am Vor- und Achterschiff sind schon losgeworfen und an Bord geholt. Kapitän Schumacher ist an Bord abgesetzt worden.

Um 11.00 Uhr – die Entscheidung des Kapitäns –
die Verholung durch die Schleuse zur Werft darf nicht durchgeführt werden.
Der Wind hat aufgefrischt. Zur Zeit Windstärke 5-6. In Böen wurde mehr angesagt. Eine solche Schleppfahrt ist versicherungstechnisch nur bis Windstärke 5 (Bft) freigegeben. Also – Abbruch! Und damit verschwindet der Kapitän wieder.

Schleppverbindungen werden gelöst und die Festmacher wieder ausgebracht.

Aufgrund der ungünstigen Wetterprognosen bis Sonntag entschloß man sich gemeinsam die Bordcrew aufzulösen. Bis auf die Bordwache, Schiffsbetriebsmeister und Notbesetzung musterte die Crew nachmittags ab.

Vorraussichtlich am Montag, wenn das Wetter mitspielt, wird mit Hilfe einer Werftcrew die „Segelschulschiff Deutschland” ins Dock verholt.

Nachts – Montag 27. Oktober 00.30 Uhr

Die Werftcrew löst die Festmacher und das Schiff wird mit der Rest-Bordcrew, Hafenlotse und Kapitän Schumacher geschleust und mit vielen Anlaufversuchen an der Pier im Fischereihafen festgemacht. Dann, um 09.15 Uhr wieder Ablegen und

– ENDLICH – am 27. Oktober um 10.00 Uhr ist das Schulschiff im Dock.

Deutsche Stiftung Denkmalschutz steuert 50 000 Euro bei.

Am Dienstag, 4. November 2014 überreicht der Bremer Ortskurator Horst Helms im Bremerhavener Trockendock einen Scheck der “Deutschen Stiftung Denkmalschutz” in Höhe von 50.000 Euro für die “Schulschiff Deutschland”.
Claus Jäger: “Die Spendenaktion ist noch nicht beendet!”

>> Stahlpflaster für “Schulschiff Deutschland”

Ultraschall-Untersuchungen des Rumpfes

Nach den Untersuchungen, nun im Dock, ist klar, daß die Reparaturen dringend notwendig sind. Siehe Bericht im Weser-Kurier vom 5. November 2014:

>> Ultraschall bestätigt: Rumpf ist dünnhäutig

Weitere Berichte unter: >> Presse / Medien

Liegewanne wird ausgebaggert

Zwischenzeitlich wird am Liegeplatz der „Schulschiff Deutschland” in Bremen-Vegesack während des Werftaufenthalts die Liegewanne ausgebaggert.
Rund 140.000 Euro sind hierfür veranschlagt.
Der Aufenthalt in der Werft verlängert sich vorraussichtlich bis zum 10.12.2014.
>> mehr…

Die Arbeiten im Dock:

Ab Wasserlinie werden bis ca. 2 m abwärts, rund ums ganze Schiff 8 mm starke Stahlplatten zur Verstärkung aufgeschweisst. Ebenso in gefährdeten Bereichen in denen der Stahl zu dünn geworden ist (es wurden Wandstärken von teilweise nur noch 2 mm gemessen).
Kalkulierte Menge: ca. 35 Tonnen Stahl oder sogar mehr.

Wegen Brandgefahr beim Aufschweissen der Stahlplatten wird in den Innenräumen, wie Kammern, Messe, Werkstätten, Lager etc., alles was im Weg ist, entfernt um einen freien Blick auf die Aussenhaut zu bekommen. Dazu gehören Verkleidungen, Heizungen, Isolierungen, Schränke usw. Alles Brennbare wird entfernt. Wo geschweisst wird stehen Brandwachen um schnell löschen zu können.

Danach muss wieder alles in den Urzustand zurückversetzt werden. Tischler, Elektriker, Heizungsbauer und Handwerker sind hier ganz besonders gefordert, denn Schiffsbetriebsmeister Ingo Müller-Fellmett überprüft alles auf korrekte Arbeit.

Überhaupt ist Ingo Müller-Fellmet überall zugleich auf dem Schiff gefragt.
Bei 3-Arbeitsschichten eine schwere Aufgabe. Durch die gute Zusammenarbeit mit der BVT-Werft, der Bredo-Werft und den beauftragten Firmen bekam man aber alles in den Griff.

Am Schluss, nach 5 Anstrichen, wurde das Dock geflutet, um den Großsegler auf Dichtigkeit zu prüfen. Dann, am…

Ausdocken

Die „Schulschiff Deutschland“ wird ausgedockt und mit Hilfe der Leute der Bredo-Werft längsseits an die Pier der BVT-Werft verholt. Hier werden noch die nötigen Restarbeiten ausgeführt bevor es wieder zum heimischen Liegeplatz nach Bremen-Vegesack geht.

Tiefdruckgebiet Alexandra verhindert Verholen

Geplantes Verholen wird wegen der schlechten Wetterlage auf unbestimmte Zeit verschoben.

Am 19. soll nun verholt werden

Die Bordcrew (zum Verholen des Großseglers) ist am 18.12. abends komplett an Bord.
Nach dem Abendessen – unsere beiden Küchenfeen Marita und Manfred Fehring bereiteten wieder eine leckere Mahlzeit zu – geht´s nach gemütlicher Runde rechtzeitig in die Koje denn um 03.30 Uhr ist Wecken.

Zeitplan für den 19.12.2014:

  • Ab 04.00 Uhr Vorbereitung zum Ablegen
  • um 05.00 Uhr Ankunft der Schlepper, des Hafenlotsens und des Kapitäns
  • ca. 06.00 Uhr Schleusen
  • ca. 12.00 Uhr Ankunft in Bremen-Vegesack

Es kommt anders: Stürmisches Wetter verhindert Rückkehr

Mitteilung um 00.13 Uhr: “Verholen abbrechen – zu viel Wind”
Die Meldung ist leider erst nach dem Wecken um 03.30 Uhr angekommen.
Nach einem leckeren Frühstück geht die Crew bis auf die Bordwache noch am Morgen von Bord.

Diese Nacht soll verholt werden

Ablauf in der Nacht vom 29. zum 30.12.2014:

  • Die Crew ist abends ca. 21.00 Uhr an Bord.
  • Besprechung, kurzes Zusammensein und dann ab in die Koje.
  • Wecken um 02.00 Uhr.
    Wetter endlich passend – nur leichter Wind und trocken, ca. 5 Grad.
  • 03.00 Uhr die Schlepper sind da, Schleppleinen werden angepickt. Nur die stählernen Festmacherleinen müssen noch abgeworfen werden. Dann aber ein grosses Problem, die Achterleinen können trotz grosser Kraftanstrengungen, auch nicht mit Hilfe von Brechstangen, nicht vom Poller an der Pier gelöst werden. Die unseemännisch belegten Festmacher des dahinter liegenden Schiffes liegen mit starker Spannung über denen des Großseglers. Erst die alarmierte Crew des Schiffes löst dann mit der Bordwinde ihre Festmacher. “Schulschiff Deutschland” war frei.
    Doch der Weser-Lotse bricht das Manöver ab: “Durch den Zeitverlust kommen wir nicht mehr rechtzeitig zum erforderlichen Wasserstand in Vegesack an”.
    Nächstes Verholen ist erst mit der nächsten Tide am Nachmittag möglich!
  • 05.30 Uhr Frühstück, danach ausruhen oder schlafen bis ca. 08.00 Uhr.
    Abwarten ob noch nachmittags verholt wird oder evtl. auch nicht.
  • 09.30 Uhr dann die Meldung: “Es wird am Nachmittag verholt. Um 15.00 Uhr kommen die Schlepper.”
    Drei Leute der Bordcrew müssen leider gehen, der Rest bleibt glücklicherweise an Bord.
    Nochmal alles überprüfen und vorbereiten, die vorgekürzten Leinen stehen ab jetzt unter Beobachtung, damit diesmal beim Ablegen nichts mehr schiefgehen kann.
  • 12.00 Uhr Mittag “Backen und Banken”. Es gibt “Kassler mit Sauerkraut” – wieder, wie alle Mahlzeiten, vom Küchenpersonal Marita und Manfred Fehring lecker und mit viel Liebe zubereitet!

15.00 Uhr – Ablegen

Wetter immer noch gut – leichter Wind, Himmel bedeckt, trocken, ca. 6 Grad.
Die URAG-Schlepper nehmen “Schulschiff Deutschland” an den Haken. Schlepper “Constant” vorn und Schlepper “Berne” achtern.
15.30 Uhr Schleusung in der grossen Kammer der Bremerhavener Doppel-Schleuse im Fischereihafen. Es wird eng, aber die beiden Schlepper haben das Schiff fest im Griff. Es werden nur jeweils eine Vor- und Achterleine zusätzlich an Land ausgebracht.
Danach geht´s durch den Geeste-Vorhafen endlich in die Weser und weseraufwärts nach Bremen-Vegesack. Trotz verlangsamter Fahrt kommen wir zu früh an. Nach ein paar Anlegeversuchen muss dann doch der richtige Zeitpunkt zum Anlegen in der Lesummündung abgewartet werden. Dann um ca. 10.30 Uhr mit dem Einsetzen des Ebbstroms klappt das Anlegemanöver zwischen den Dalben sofort.
Um 23.00 Uhr liegt “Schulschiff Deutschland” an seinem angestammten Liegeplatz in der Lesum-Mündung von Bremen-Vegesack. Nachdem die ersten Festmacher auf den Pollern belegt sind, können die beiden Schlepper entlassen werden.
Weiter ging die kräftezehrende Arbeit: Alle Leinen und Festmacher mussten ausgebracht werden, die Gangway platziert und die Landanschlüsse angeschlagen werden.
Um 02.30 Uhr – zwischenzeitlich fing es auch noch an zu regnen – war bis auf den Wasseranschluss und wenige Restarbeiten alles fertig.
Um 03.00 Uhr war der größte Teil der Bordcrew von Bord, mittlerweile war ja Silvester und davon wollte man ja am Abend noch etwas erleben.
Am Silvestervormittag wurden noch die letzten Arbeiten von der Restcrew durchgeführt.
2015 konnte nun kommen!

“Ein grosses LOB an die ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer!” (der Verfasser)

“Schulschiff Deutschland” liegt wieder an seinem Platz!

Das Stromaggregat kommt per Kran an Bord.

Foto: J. Pilgerstorfer

Die Fotos wurden zur Verfügung gestellt von: Deutscher Schulschiff-Verein e.V. – Archiv, Mitarbeiter, Mitglieder, Ehemalige und Besucher.
desweiteren: Michaela Klüver-Spreng Highlight Tours, Konstanz
Hans-Jürgen Pilgerstorfer
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